Buchvorstellung - Wernges

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Buchvorstellung

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Lauterbacher Anzeiger vom, 21.11.2019
 
 
Das Buch von Wernges
 
Viele träumen davon: Im Alter ein Lebenswerk abgeschlossen zu haben, das man stolz bewundern kann. Buchautor Hermann Euler aus Wernges hat das geschafft und das mit einem großen Herzen zu seiner Heimat.
 
Von Ruben König

 
 Viola Euler, Udo Döring, Elisabeth Höhl, Inge Euler und Luca Zinn sorgten für einen gelungenen Abend.      Foto: König
 
    WERNGES - Viele träumen davon: Im Alter ein Lebenswerk abgeschlossen zu haben, das man stolz bewundern kann. Buchautor Hermann Euler aus Wernges hat das geschafft. Sein Herz schlägt für seine Heimat. Er ist nicht nur Inhaber des Portals wernges.de, auf dem er Jahrhunderte Geschichte zusammengetragen hat, er hat nun alles mit Zeitzeugenberichten, Fotografien und lebendigen Geschichten als Buch herausgegeben. Die Veröffentlichung fand am Samstagabend im Dorfgemeinschaftshaus Wernges statt und hätte besser nicht besucht sein können.
 
Bis auf den letzten Platz war der Raum belegt, die jüngere Generationen saß auf Tischen am Rand. Weit mehr als die 30 Euro, die sein Buch nun kostet, hat Hermann Euler in sein Lebenswerk investiert, aber damit auch über alle Generationen nicht nur die Werngeser beeindruckt. Traurig, dass er selbst das Spektakel nur auf Fotos sehen wird, denn so überlaufen seine Buchvorstellung auch war - er selbst konnte es nicht erleben. Stolz hat er sein Buch den Ärzten in der Marburger Klinik präsentiert, wie seine Frau Inge mitfühlend berichtete. Sie vertrat ihn am Abend und hofft nun auf seine baldige Genesung. Neben Inge Euler lasen aus dem Buch auch Viola Euler, Luca Zinn und Elisabeth Höhl. Die Moderation übernahmen Udo Döring sowie auch Ortsvorsteher Thomas Bernges, der seine Redezeit für lobende Worte nutzte.

"Sein ganzes Herzblut hat Hermann in das Buch gelegt", begann Inge Euler. Die Kapitelübersicht auf der Leinwand wurde für den Abend zwar gänzlich gesichtet, aber Wernges als Wernichiz 1285 übersprang man bis 1760. Mit dem siebenjährigen Krieg von 1756 bis 1763 hatte Hermann Euler die ersten Seiten handschriftlicher Aufzeichnungen und Geschichten zu französischen und russischen Truppen in Wernges organisieren können. Ab hier konnte auch schon der Stammbaum zu aktuell lebenden Familien in Wernges rekonstruiert werden. Mit dem 19. Jahrhundert wurde dieser um die Liste sämtlicher Ein- und Auswanderer ergänzt, und man staunte und lachte.

Viele Werngeser und Maarer sind mindestens weitläufig verwandt, denn ein wichtiges Kriterium für Hochzeiten damals waren nun einmal möglichst nahegelegene Ländereien, was den Nachbarn wohl zur ersten Wahl machte. Und leider nicht die Schönheit, die einen Ort zu weit weg wohnte. Auch mit dem Ersten Weltkrieg und der Verbreitung der Fotografie erkannten etliche Anwesende ihre Verwandtschaft wieder. Ab 1917 gab es Schulklassenfotos aus Wernges.
 
Herzstück des Buches dürften - wie auch der Abend vermuten ließ - die detaillierten Geschichten um die Zeit des Zweiten Weltkrieges sein. Autor Hermann Euler ließ dazu ausrichten, es werde sicher passieren, dass jemand Begebenheiten aus dem Buch in anderer Erinnerung hat. Vermutlich täusche der sich dann aber. "Auf unser Gedächtnis können wir uns nicht verlassen", soll er betont haben, wozu seine Frau Inge auch aufheiternde Beispiele brachte. Die mehrfach verifizierten Zeitzeugenberichte ergaben dennoch nicht weniger spannende Geschichten. So wurden im Krieg sogar die Anzahl der Flakeinschläge gezählt und viele Einzelheiten gesammelt, die dem Vergangenen wieder Leben einhauchen. Der nach Erzählung auf dem Weg ins Lazarett Schlitz verstorbene Leutnant wirkte so echt wie die gesammelten Fotos dazu. Lustige Geschichten von "Feldrügen" bis zum vom Pfarrer verwechselten Beerdigungen lockerten die Stimmung wieder auf. Dank der exakten Beschreibung von Kleidung und alltäglichen Gepflogenheiten im Dorfleben, konnte man sich bis zu den zwischen Wiegehäuschen und Backhaus spielenden Kinder alles bildlich vorstellen. So lässt sich sicherlich sagen, dass "Wernges - Eine Reise in die Vergangenheit" ein gleichermaßen unterhaltsames Buch, wie auch ein großartig in Papier gebanntes Stück Geschichte ist. Wenn auch primär für Werngeser oder zumindest geschichtlich Interessierte.
 
Einzig nicht mit im Buch ist das Liveerlebnis des Abends, zum Beispiel den halben Saal mit Chorleiterin Sabine Pöhlmann und Gitarre das "Ehstandslied" singen zu hören. Text und Noten findet man aber ebenso wie längst vergessene Kochrezepte aus dem "Wernges des letzten Jahrhunderts". Und natürlich viele weitere und sehr detailliert beschriebene Erzählungen von traurig bis lustig. Das Buch war den Abend in Wernges zu bekommen und wurde gerne gekauft. In Lauterbach ist es in den Buchhandlungen "Das Buch" und im "Lesezeichen" erhältlich.
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